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Online barrierefrei – auch für Ältere

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Verfasst am von Marion Kanduth

Klaus ist 72 und liebt klassische Konzerte. Technisch ist er fit, er nutzt Smartphone, Onlinebanking und WhatsApp. Trotzdem ist er kürzlich beim Online-Ticket-Kauf gescheitert – der Bestellprozess war schlichtweg unübersichtlich und unverständlich:
  • kein Feedback nach dem Klick auf „Bestellen“
  • unvermutet befand er sich auf einer anderen Seite, ohne Möglichkeit zurückzukehren
  • dazu die Aufforderung zur Eingabe sensibler Daten auf einer unbekannten Seite, der er nicht vetraute
  • es gab keine klaren Beschriftungen und keine klaren Anleitungen

Das Ergebnis war Frust und Abbruch der Bestellung und am nächsten Tag der persönliche Gang zum Ticketschalter des Konzertveranstalters.

Klaus ist kein Einzelfall. Täglich brechen Menschen Online-Käufe ab, verlieren Vertrauen in digitale Angebote – oder kehren nie zurück. Nicht, weil sie „zu alt“ sind, sondern weil Websites nicht barrierefrei gestaltet sind.

Was hätte Klaus geholfen?

  • sichtbares Feedback nach dem Klick – nicht nur ein gesperrter Button, sondern eine klare Bestätigung wie: „Ihre Bestellung wurde übermittelt“
  • klare, logische Seitenstruktur ohne Überraschungen
  • große, gut erkennbare Bedienelemente und Navigation
  • vertrauenswürdiger Umgang mit sensiblen Daten, insbesondere über Drittanbieter

Digitale Barrierefreiheit bedeutet mehr als nur Kontrast oder Schriftgröße. Es geht um Klarheit, Vertrauen und Teilhabe. Gut gestaltete Websites sind inklusiv – und davon profitieren letztlich alle.

Maßnahmen für mehr digitale Barrierefreiheit:

Gute Lesbarkeit & visuelle Klarheit

  • große und gut lesbare Schriftarten (ab 16px, barrierefreie Schrift)
  • anpassbare Schriftgröße (mindestens 2-fach) über Browser oder Seiteneinstellungen
  • hohe Kontraste (zum Beispiel hellgraue Schrift auf weißem Hintergrund vermeiden)
  • genügend Zeilenabstand (1,5-fach empfohlen) und ausreichend Weißraum
  • wenig Animation – vermeiden Sie blinkende Elemente und bewegte Hintergrundbilder

Orientierung und Nutzerführung

  • übersichtlicher Seitenaufbau mit klarer Gliederung
  • konsistente Navigation, gleiche Menüstruktur auf allen Seiten
  • einfache Sprache – keine Fachbegriffe oder Abkürzungen ohne Erklärung
  • Hilfetexte direkt sichtbar – keine versteckten Tooltips oder Popups
  • Jede Benutzeraktion sollte eine unmittelbare, sichtbare Rückmeldung auslösen – zum Beispiel eine Bestätigung wie „Ihre Nachricht wurde gesendet“.

Formulare und Eingaben

  • nur notwendigste Daten erfragen – kein unnötiger Aufwand
  • Formularfelder klar beschriften (zum Beispiel „Telefonnummer, nur Ziffern erlaubt“)
  • Fehlermeldungen verständlich formulieren („Bitte nur Zahlen bei der Telefonnummer eingeben“)
  • Fehleranzeige möglichst nach der Eingabe, nicht erst nach dem Absenden
  • Passwortvorgaben direkt sichtbar machen (zum Beispiel „Mind. 8 Zeichen, 1 Zahl, 1 Großbuchstabe“)
  • große Eingabefelder und Buttons (mindestens 44 x 44 Pixel)
  • Wiedervorlage aller Eingaben und Bestätigung vor kritischen Aktionen (zum Beispiel „Sind Sie sicher, dass Sie den Antrag absenden möchten?“)
  • Zurück“-Button anbieten und „Eingaben löschen“-Button vermeiden wegen möglicher Fehlbedienung

Technische und strukturelle Barrierefreiheit

  • sichtbarer Fokus bei Tastatur-Navigation (aktuelles Element farblich oder mit Rahmen markiert)
  • keine unerwarteten Kontextwechsel bei Eingabe oder Fokus
  • barrierefreie Authentifizierung – kein CAPTCHA (Test ob ein Mensch eingibt) ohne Alternative
  • keine redundanten Eingaben (zum Beispiel „Adresse“ nicht doppelt)

Unterstützung und Kontakt

  • gut sichtbare Hilfeoptionen (zum Beispiel „Hilfe“ oder „Häufige Fragen“)
  • Kontaktmöglichkeit anbieten – am besten per Telefon und E-Mail
  • ausreichend Zeit für Eingaben, keine automatisches Ende der Sitzung

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